Am 10.12. gehts nach Kanada. Mit dabei ist Roli, Dani und Gebi. Am Flughafen treffen wir noch Dani und Ramon. Nach etwas herumgepacke beim Einchecken geht es los.

Nach etwa acht- stündiger Sonnenaufgangsstimmung erreichen wir Calgary.

etwa 8 Stunden andauernde Sonnenuntergangsstimmung
etwa 8 Stunden andauernde Sonnenuntergangsstimmung
arrived in Canada
arrived in Canada

Weiter gehts mit unserem bescheidenen Mietauto zu unserer Unterkunft in Canmore.

unser treuer, vor allem durstiger V8 für die nächsten Wochen
unser treuer, vor allem durstiger V8 für die nächsten Wochen
kalt!!!
kalt!!!

Die Nacht ist dank des Jetlag recht kurz. Um halb vier Uhr morgens stehen wir hellwach im Keller und sortieren unser Material. Nach einem ergiebigen Frühstück starte ich mit Roli in das „Northern Ghost“.

a gscheids Frühstück
a gscheids Frühstück

Eine, wie wir später hören, für Einheimische berüchtigte Gegend. Unser Ziel für diesen Tag ist der „Hydrophobia“. Ein 200m hoher Klassiker. Eine gefühlte Ewigkeit folgen wir kuriosen Reifenspuren in einem für westeuropäische Verhältnisse weglosen Gebiet. Die Temperaturanzeige schwankt wenig erfolgversprechend zwischen -25 und -32°C. Irgendwann erblicken wir in der Ferne zwei Eisspuren, von denen die rechte den „Hydrophobia“ bildet. Wir parken unseren „Truck“ und machen uns auf den Weg…

Nach etwas mehr als einer Stunde erblicken wir einen Wunderschönen Eisgully, keine halbe Marschstunde von unserer Position entfernt. Da unser heutiges Ziel noch weit entfernt scheint, dank Orientierungsschwierigkeiten die Tageszeit schon etwas fortgeschritten, und meine Psyche durch wenig Schlaf und die Kälte etwas beeinträchtigt ist, entscheiden wir uns für den Gully.

zustieg zum "Ice Funell"
zustieg zum „Ice Funell“

Wir spuren durch den dichten Wald zum Einstieg hinauf und klettern die erste Seillänge seilfrei. In der zweiten Seillänge erwartet uns eine etwa 15m hohe extrem röhrige Eissäule. Unser „Vorstiegs- Orakel“ weist mich an das scharfe Ende des Seils. Ich kämpfe mich vorsichtig hinauf. Erst nach 10 Metern beisst meine Klinge das erste mal vertrauenserweckend im spröden Eis. Absicherung war so gut wie keine Vorhanden. An einen Fehler unter den vorhandenen Umständen wage ich nicht zu denken…

Die mit Sicherheit gefährlichsten 10 Meter unseres Kanada- Trips hinauf zum etwas kompakteren Eis sind geschafft.  Nun warten zwei weitere Seillängen delikater Gullykletterei, die wir zügig hinter uns bringen.

Roli im oberen Teil
Roli im oberen Teil
Toller Gully- das "IceFunell"
Toller Gully- das „IceFunell“

Durch etwas Recherche finden wir heraus, wir kletterten das „Ice Funell“ WI4+ 140m. Im Führer mit WI4+ bewertet, scheint es doch bessere Verhältnisse in diesem Gully zu geben. 😉

Schnell erkennen wir, dass wir bei Temperaturen, welche um die -30°C pendeln die Kletterei in der Sonne bevorzugen könnten. Somit ging es am zweiten Tag zur „Weeping Wall“ WI5 300m.

Im unteren Teil klettern wir dank einem relativ großen Ansturm von Eiskletterern einen chaotischen zickzack Mix von drei Seillängen. Im oberen Teil klettern wir über eine optisch schöne Spur direkt rechts neben dem imposant und pilzig wirkenden Weeping Pillar. Die erste SL im oberen Teil war dank Schnee und dünnem Eis recht Anspruchsvoll. Die oberen drei Sl führen durch ein relativ breites Eisschild. Der Herausgeber des Eiskletterführers „Ice Lines“ – J. Brent Peters behauptete, die Linie im oberen Sektor habe seines Wissens bis dato noch keine Begehung…

der obere Teil der "Weeping Wall"wir kletterten die 3. Linie von links
der obere Teil der „Weeping Wall“wir kletterten die 3. Linie von links
Roli im oberen Teil
Roli im oberen Teil
Restday- Bestday :)
Restday- Bestday 🙂

Nach einem Rasttag in Banff fahren Roli und ich zur Stanley Headwall. Als der Thermometer am Parkplatz die -30 wieder einmal überschreitet, drehen wir frustriert, ohne aus dem Auto zu steigen um. Zwei Tage zuvor fiel uns links der Weeping Wall eine schöne, dünn anmutende Eislinie auf. Da diese etwas Sonne abbekommen sollte, machen wir uns auf den Weg dort hin. Wir stiegen die drei super Seillängen des „Dead Eye Dick“ WI5+ 150m in der Sonne hinauf.

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die erste SL

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Die letzten Meter zum Ausstieg
Die letzten Meter zum Ausstieg
"Dead-eye Dick"
„Dead-eye Dick“

Der folgende Tag beginnt mit einer spannenden Autofahrt. Nach etwa eineinhalb Stunden auf einem Highway und darauf folgender Schotterstraße biegen wir in ein wegloses Flussbett ab. Wir sind im Herzen des Ghost angelangt. Nach überqueren zahlreicher zugefrorener Bäche, entscheiden wir schließlich, unserem 2,6t „Truck“ eine weitere Bachüberquerung zu ersparen und ihn zu parken.

Wie wir bald merken, war dies die richtige Entscheidung…

Je weiter wir in das Tal vordringen, desto fragiler wird die Eisschicht, welche den Bach bedeckt. An einigen Stellen haben wir  zu fuß erhebliche Probleme, die andere Uferseite zu erreichen.

Flussüberquerung im Ghost
Flussüberquerung im Ghost
Kalt im Ghost...
Kalt im Ghost…

Zweieinhalb Stunden Marsch über besagte Bäche und dichten Wald später erreichen wir den Wasserfall der Begierde. Der „Sorcerer“ WI5 200m. Inmitten eines imposanten Felskessels steht diese etwa 200m lange Eisspur.

"Sorcerer" inmitten des imposante Felskessels
„Sorcerer“ inmitten des imposante Felskessels

Die drei Seillängen sind Aufgrund des durch die extreme Kälte sehr harten Eises sehr anspruchsvoll.

SL1
SL1
SL2
SL2
SL3
SL3
"Na GREILI" :)
„Na GREILI“ 🙂

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Beim Rückweg zum Auto fällt uns auf, dass sich der Wasserpegel des Flusses, in welchem wir geparkt hatten, drastisch verändert hatte. Stellen, welche zuvor noch mit einer dicken, trockenen Eisschicht überzogen waren, sind nun kaum mehr begehbar. Immer wieder brechen wir zu Fuss ein. Ein ungutes Gefühl kommt auf. Wir laufen so schnell es geht zum Auto. Wir hoffen, dass die bevorstehenden Übergänge noch passierbar sind. Hier festzusitzen hätte uns gerade noch gefehlt. Gottseidank waren diese noch problemlos passierbar und schon bald erreichen wir die sichere Schotterpiste.

 

Unser Ziel am nächsten Tag war der „Polar Circus“ WI5 400m.

Aufgrund der extremen Kälte und der vielen Seillängen beschließen wir vorerst das Seil am Rücken zu behalten und nebeneinander zu klettern. Durch die stetige Bewegung hoffen wir, die Kälte nicht allzu intensiv zu spüren. Da sich diese Taktik unter den vorhandenen Umständen als sehr sinnvoll herausstellt, stehen wir nach etwas mehr als 2 Stunden recht unterhaltsamen kletterns am Ausstieg.

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im Ausstiegsschild

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Kalt! - am Ausstieg des "Polar Circus"
Kalt! – am Ausstieg des „Polar Circus“

Nach Verlust meines „Riverso“ seilt mich Roli passiv über die 400m des gestuften Geländes ab.

Tags darauf scheint es dann etwas wärmer zu sein. Optimistisch ziehe ich eine Schicht weniger an. Als ich während der Autofahrt ins „Sunshine Village“ den starken Wind bemerke, bereue ich dies. Unter recht unangenehmen Verhältnissen pickeln wir den „Bugeau Left“ WI5 150m hoch. Danach war klar, unsere Moral braucht einen Pausetag.

Rasttag :)
Rasttag 🙂

 

Wir fahren ins Ghost. Als wir am „Parkplatz“ unser Material richten hören wir ein Motorgeräusch in der Ferne. Schon bald tauchen zwei Scheinwerfer auf. Sofort (und das liegt nicht nur am Fahrstil des herannahenden Fahrzeugs) ist klar, das sind Alex und Hanno. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg zum „Real Big Drip“ M8+ WI6. Roli und ich hatten bei unseren letzten Ausflügen ins Ghost bereits Verdacht geschöpft, dass diese Linie passable Verhältnisse aufweisen könnte. Am Einstieg lassen wir Alex und Hanno den Vortritt. Alex liefert eine sehr starke onsight Performance in der ersten Länge ab. Bis wir einsteigen, sind wir beide total eingefroren. Wir kämpfen uns die ersten zwei Seillängen nach oben. Ohne jeglichen Bewegungsspielraum stehen wir am Standplatz. Direkt über unseren Köpfen befindet sich jener mächtige, freihängende Eispanzer welchen Hanno jetzt anklettern soll. Ohne zu zögern treten wir den Rückzug an. Wir stehen etwas entmutigt am Einstieg. Als ich wortlos mein Material in den steif gefrorenen Rucksack hineinstopfe, daran zweifelnd ob dies wohl die richtige Entscheidung war, schallt ein lauter Schrei von oben herunter. Hanno räumt eine mannesgroße Eissäule ab, welche direkt auf unseren vorigen Standplatz donnert. Die Eisbrocken fliegen in alle Richtungen bevor sie dumpf in den kniehohen Schnee am Einstieg einschlagen.

Während wir zum Auto zurück stapfen legen wir fest, dass wir morgen, an unserem letzten Tag, nochmals einen Versuch starten…

Heute läuft alles glatt. Roli steigt die ersten beiden Seillängen vor, ich die letzten drei. Mir gelingt es sogar, alle Seillängen durchzusteigen (die ersten beiden im Nachstieg).

Roli in der ersten SL des "Real Big drip"
Roli in der ersten SL des „Real Big drip“
3. SL
3. SL
Raus in den Vorhang...
ummi ums Eck…
Lässiges Ausstiegsschild
Lässiges Ausstiegsschild
on TOP of the "drip"
on TOP of the „drip“
Geschafft!
Geschafft!

Nach einer unangenehmen Auseinandersetzung mit der kanadischen Exekutive, welche unsere Partylaune am letzten Abend nicht wirklich teilt geht es wieder nach Hause.

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Danke an die Jungs für die geile Zeit!!!

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