Es ist Mitte Mai 2014
Wie so oft fahre ich ins Kaunertal. Schon länger beobachte ich eine mehr und mehr klar definierte Linie auf der Nordseite des Hochrinneggs. Die 700m hohe Nordwand wird durch einen ausgeprägten, kompakten Plattenpanzer durchzogen. Dieser wird zur linken von einer Verschneidung abgegrenzt. Der Mix aus Neuschnee und stark um den Gefrierpunkt pendelnde Temperaturen hatte ideale Bedingungen geschaffen um eine feine Schnee- Eisspur neben dieser Verschneidung entstehen zu lassen.
Ein kurzes Telefonat mit Andi genügt. Bereits am nächsten Morgen stapfen wir von Vergötschen ins Gsalltal.
In der Wand erwartet uns neben einigen Schneestapfhöhenmetern geniale Kletterei im leichten Mixed Gelände. Da die Felsqualität als dürftig, und die Absicherung spartanisch zu bezeichnen ist, sind wir doch etwas gefordert.
Als besonders eindrucksvoll erweisen sich die Seillängen im mittleren Wandabschnitt. Auf dem Plattenpanzer nahe der Verschneidung hatte sich eine schmale, sehr dünn ausgeprägte Schnee- Eisschicht gebildet, welche sich mit etwas Feingefühl gut klettern lässt.
Die letzten Meter zum Grat hin verlangen mir nochmals einiges ab. Ein etwa 50° steiles, lawinös anmutendes Schneefeld gilt es zu überwinden. Für jeden Schritt nach oben wühle ich bis zum Hals in dem haltlosen Schnee eine Spur frei. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreiche ich nach 50m Sisyphos Arbeit den Gipfelgrat und hole Andi nach.
Der Abstieg nach Süden ist einfacher als erwartet. Der letzte Abschnitt am Fahrweg nach Feichten bleibt uns erspart da uns Stefan mit dem Auto abholt.
DANKE!
Hier noch ein kleines Video dazu: