Da Mitte November im zentralen Alpenraum durchwegs schlechte Wetteraussichten herrschten, machte ich mich mit Hannes auf den Weg nach Südfrankreich. Unser Ziel- die Gorges du Verdon, erreichten wir dann unzählige Autostunden später.
Das kleine Örtchen La Palúd war total ausgestorben. Somit verlagerten wir unser Camp direkt zur Hauptwand. Dort hausierten ein halbes dutzend Base- Jumper mit ihrem Fotograph, und noch eine Kletterseilschaft.
In drei Tagen können wir fünf tolle Klassiker klettern.
Am ersten Tag kletterten wir die fünf Seillängen der „Trous Secs“ 6c 110m, und die drei traumhaften Seillängen der „L´Ange en Décomposition“ 7a 100m.

Hannes und Geier in „Trous Secs“

„L´Ange en Décomposition“
Am zweiten Tag hatten wir erst etwas Mühe den Abseilstand zu finden, jedoch bald standen wir am Einstieg von „Les Ridaux de Gwendal“ 7b 250m. Am Ausstieg war es gerade mal Mittag, so beschlossen wir, die „Surveiller et Punir“ 7a+ 110m noch in Angriff zu nehmen. Vier Seillängen von bester Güte später stehen wir am Ausstieg.

Hannes in „Les Ridaux de Gwendal“
Nach einer ergiebigen Portion Nudeln tranken wir noch das eine und andere Bier mit unseren Freunden, den Base Jumpern. Diese flogen an besagten Touren immer wieder mal mit einem Freudenschrei über unsere Köpfe hinweg, was uns anfangs zugegeben irritierte.
Früh morgens am dritten Tag beschlossen wir, das Absprungprozedere dieser Truppe in Augenschein zu nehmen. Wir folgten den Base Jumpern zu den Klippen hinaus…
Nach dieser eindrucksvollen Vorstellung suchten wir uns ein Ziel für diesen letzten Schönwettertag. „La Fête des Nerfs“ 7a+ 260m. Nach ein paar Abseilmetern spazierten wir über den „Bananengarten“, unterhalb des bekannten Highlinerspots, zum Einstieg. Die darauffolgenden zehn Seillängen übertreffen meine Erwartungen um ein Vielfaches. Die elegante Linie schlängelt sich entlang einem eindrucksvollen Pfeiler aus bestem Fels nach oben. Da die Haut an meinen Fingerkuppen durch die letzten Tage in Mitleidenschaft gezogen wurde, forderte mich die diffizile Kletterei an scharfen Griffen nicht wenig.

© Ben Thouard :
benthouard.com

© Ben Thouard :
benthouard.com

© Ben Thouard :
benthouard.com

Hannes in „La Fête des Nerfs“
Mir gelang es, bis auf eine Stelle in „Les Ridaux de Gwendal“ alle Seillängen onsight zu klettern.
Da das Wetter umschlug, fuhren wir an die Küste, um regensichere Gebiete zu finden. Dies gestaltete sich aufgrund äusserst starker Niederschläge als echte Herausforderung. In dem einzigen uns plausibel erscheinenden Klettergarten gelang es mir gerade noch eine 8a zu punkten bevor sie sich in einen Wasserfall verwandelte.
Als uns bei der Weiterfahrt dann ein reissender Bach die Straße versperrt hatte, beschlossen wir, unseren „Kurztrip“ frühzeitig zu beenden und fuhren wieder nach Hause.