Meine erste große Nordwand
Im April war es dann soweit. Man hörte von guten Verhältnissen in der Nordwand der Droites. Es war ein großer Traum von mir, meine Fähigkeiten in dieser faszinierenden Wand auf die Probe zu stellen. So starten Egon, Hannes und ich am Freitag Abend nach einer langen Arbeitswoche nach Chamonix. Eine anstrengende Nacht, welche wir vorwiegend im Stau verbrachten später, stellen wir uns um 7 an der Grandes Montets vor den Eingang. Wie es der Zufall will sind sämtliche frühe Bahnen wegen eines Freeride Events reserviert. Nun stehen wir um halb 12 vormittags unter der 1000m hohen Droites Nordwand. Wir, vor allem Egon unser Fahrer, zögern vorerst. Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren fassen wir den Entschluss einzusteigen, was schlimmstenfalls eine kalte ungemütliche Biwak- Nacht bedeutet. Auch Egon zieht es durch- zu unserem Glück,-da er was kombiniertes Gelände Angeht ein super Joker ist. Das Eis in der Wand reicht gut zum klettern, jedoch das sichern gestaltet sich als eher schwierig. In diesem Aspekt war die 3er Seilschaft nicht unbedingt ein Vorteil.
Jedoch kommen wir gut voran und erreichen die Breche der Ginat um ca. 19:30.
Die letzten 60m werde ich wohl kaum vergessen: keine Akklimatisation, kaum Schlaf, viel zu wenig Flüssigkeit und der enorme Schatten welcher diese Wand auf mein Gemüt wirft, machen sich dann doch bemerkbar. Mit gefühlt letzter Kraft kämpfe ich mich die letzten Meter hinauf zu Egon, welcher die oberen Seillängen führte. Geschafft!
Eine Stunde später- pünktlich zur Dämmerung seilen wir über die Randspalte auf der Südseite. Ziemlich erschöpft erreichen wir das völlig überfüllte Couvercle Biwak, essen noch ein wenig von dem Proviant, welches Hannes schleppte und legen uns auf die Bierbänke.
Gute Nacht 🙂