…am 08.01. fuhr ich mit Hannes nach einer geglückten Erstbegehung in Sinsen aus dem Paznauntal. Er meinte wir sollten einen Umweg über Strengen nehmen. Nichtsahnend stimmte ich zu und wir fuhren auf der alten Bundesstraße Richtung Arlberg. Als Hannes das Fahrtempo verringerte erblickte ich eine Eislinie, wie sie genialer nicht sein könnte.
Säule über Säule setzt sich eine von unten gesehen logische Linie durch die abweisendste Zone dieser Wand. Kletterbar? Womöglich nicht. Viel war nicht bekannt über diese Wand und Begehungen gab es bekanntlich auch keine. Ohne viel darüber nachzudenken fuhren wir nach Hause…
Am nächsten Tag stand Hannes vor meiner Haustüre. „Muansch hats an Weart“ fragte er und wir beschlossen es zu probieren.
Ausgesetzt- steil- fragil, so lässt sich diese Linie wohl am besten beschreiben. Zu unserem Erstaunen gelang es uns die gesamte Wand im Eis zu durchsteigen und -wenn auch nur spärlich- abzusichern.
Am eindrucksvollsten erschien mir der Quergang in der letzten Seillänge: Aus Spritzwasser gewachsene Eispolster verbinden die Schlüsselseillänge mit der kletterbaren Ausstiegssäule zur linken.
Mit merklich angeschlagener Psyche und einem kleinen Cut am Auge legte ich eine Schlinge um den Baum am Ende der Linie- Geschafft war die wohl kühnste meiner Eislinien. Grinsend kam Hannes zum Stand. In den riesengroßen Eispilzen, die wir überwinden mussten, fühlte man sich wie in einer mit Schmierseife gefüllten „Badewanne“ meinte er.
Die Linie wurde einen Tag später von Egon und Dani wiederholt. Am dritten Tag danach war die Festigkeit bereits soweit entschwunden, dass eine Begehung nicht mehr möglich war.